Schönheit liegt im Auge des Betrachters, so sagt man. Diesen Satz würde ich etwas anders formulieren: Schönheit entsteht in den grauen Zellen, die durch das Betrachten angeregt werden. Wahre Schönheit erkennen wir erst, wenn wir das Gesehene mit Hintergundwissen und Erinnerungen verbinden.
Unwissend finden wir viele Sachen schön. Den Pelz eines Tieres, Ölschimmer auf dem Wasser, endlose Rapsfelder. Wenn wir aber um mögliche Nachteile wissen, ja gar Grausamkeiten hinter den Sachen erkennen, können wir unmöglich von Schönheit sprechen. So ist es auch im Naturgarten. Je mehr Zusammenhänge wir erkennen, desto mehr schätzen wir die Schönheit im Verborgenen.
Eine ungemähte, zerzauste Wiese, eine dichte mit Dornen durchwachsene Wildhecke, die Samenstände abgeblühter Pflanzen: Sie alle erlangen durch ihren ökologischen Wert als Lebensraum und Nahrung für Tiere Schönheit. Unser Blick wandelt sich. Oder unser Verständnis für das Gesehene wandelt sich. Nicht die vordergründige, sondern die wahre Schönheit kommt zum Vorschein. Genau wie bei uns Menschen.