Als ich heute Morgen mit der Bahn von Zug nach Altdorf gefahren bin, habe ich mir die vorbeiziehenden Dörfer angeschaut. Es wird viel gebaut. Auf vielen Grundstücken, auf denen jetzt Einfamilienhäuser oder alte Villen stehen, sind Baugespanne aufgestellt. Die Grundstücke werden maximal ausgenutzt, und das wird von vielen als positive Entwicklung angeschaut. Doch mit dem Haus verschwindet in der Regel auch die Grünfläche. Bäume, Sträucher, Hecken, Wiesen, Blumenrasen: Sie sind die ersten Opfer. Oft wird schon gerodet, bevor überhaupt die Baubewilligung da ist. Aus den Augen, aus dem Sinn, sonst könnte es später Probleme geben.
Durch den Bau von Tiefgarage – oft bis an die Grundstücksgrenze – werden Baumpflanzungen verhindert
Nun wäre das kein Problem, wenn dafür an anderer Stelle oder am gleichen Ort wieder Bäume und Sträucher gepflanzt und artenreiche Blumenwiesen die Flächen um die neuen Gebäude zieren würden. Das geht in der Regel aber nicht, weil unter dem Gebäude eine Tiefgarage liegt, die im schlechtesten Fall bis zur Grundstückgrenze reicht. Meistens lassen dieselben Bauvorschriften, die das Verdichten erlauben, keine Baumpflanzungen in der Nähe oder an der Grundstücksgrenze mehr zu. Übrig bleiben dann einige Restflächen, die mit exotischen Heckensträuchern und Bodendeckern «pseudobegrünt» werden. Anstelle von artenreichen Wiesen darben langweilige Rasenflächen vor sich hin.
Was übrig bleibt sind Restflächen, die pseudobegrünt werden
Ich frage mich immer wieder, ob ich der Einzige bin, der sieht, was in unseren Dörfern passiert. Nachdem Lebensräume auf den Kulturflächen weitgehend einer rationalen Landwirtschaft weichen mussten, werden jetzt auch die Potentiale im Siedlungsraum in artenarme Landschaften verwandelt. Dabei wäre es mit originellen und durchdachten Konzepten durchaus machbar, auch in verdichteten Dörfern und Städten Natur-Lebensraum zu schaffen.